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Herkunft

Der Begriff Low-Code bekam 2014 zum ersten Mal größere Aufmerksamkeit, als das us-amerikanische Marktforschungsunternehmen Forrester eine Studie über eine vereinfachte und flexible Form der Softwarekonfiguration veröffentlichte [1]. Laut der Studie erschien der Begriff Low-Code-Development bereits 2011 in einem Bericht über Plattformen zur App-Erstellung [2]. Das US-Marktforschungsunternehmen Gartner stieg 2016 in den Trend um Low-Code mit ein, sodass beide Einrichtungen eine je eigene, doch ähnliche Definition für Low-Code lieferten: In ihrer letzten Definition von 2017 beschreiben die Wissenschaftler:innen von Forrester Low-Code-Plattformen als

“products and/or cloud services for application development that employ visual, declarative techniques instead of programming and are available to customers at low- or no-cost in money and training time to begin, with costs rising in proportion of the business value of the platforms“ [1].

Gartner definiert Low-Code-Plattformen hingegen folgendermaßen:

“Low-code development both describe platforms that abstract away from code and offer an integrated set of tools to accelerate app delivery” [2].

Seither erlebt Low-Code einen regelrechten Boom in der Diskussion über innovative Methoden der Softwareentwicklung, um den aktuellen Anforderungen gerecht zu werden, darunter Fachkräftemangel und steigender Anpassungsdruck [3]. Entsprechend scheint die Zahl an Low-Code-Softwareanbietern drastisch anzusteigen.

Wie die eingangs zitierten Definitionen zeigen, verspricht die Nutzung von Low-Code starke Kosten- und Ressourceneinsparungen durch schnelle, kurze Entwicklungszyklen. Dies ist auf den hohen Abstraktionsgrad sowie die Automatisierung vieler Routineaufgaben bei der Softwareprogrammierung zurückzuführen. Die unkomplizierte Anpassbarkeit der konfigurierten Anwendungen mit Hilfe weniger Klicks innerhalb der Plattformumgebung soll außerdem zu einer verbesserten Handlungsfähigkeit im Falle von veränderten Anforderungen führen. Ein letzter wichtiger Faktor, auf den später näher eingegangen werden soll, ist der erleichterte Zugang für Personen mit geringen IT-Kenntnissen, sei dies in der Kommunikation mit der IT oder selbst aktiv in der Anwendungsentwicklung [3; 4].

Das Konzept hinter Low-Code ist jedoch nicht neu. Softwareentwickler:innen arbeiten seit jeher an höheren Graden der Abstraktion von Code in Form verschiedener Programmiersprachen und Konzepte. Dahinter stehen vor allem die folgenden Ziele: Reduktion der Komplexität auf die relevanten Faktoren, eine erleichterte Kommunikation zwischen verschiedenen Stakeholder:innen, eine vereinfachte Adaption an Veränderungen und Integration verschiedener Systemkomponenten oder verbesserte Wiederverwendungsmöglichkeiten von Software. Das Prinzip, IT-Anwendungen ohne umfassende Codierarbeiten zu erstellen oder anzupassen, wurde also schon vor dem Trend Low-Code verfolgt. Und selbst dieser kann laut Lethbridge bis in die 1980er Jahre zurückgeführt werden [5]. Viele der Techniken und Softwareprodukte existierten bereits bevor sie unter dem Attribut Low-Code vermarktet wurden. Tatsächlich bedient sich Low-Code besonders den Prinzipien von Rapid Application Development¹ und Model Driven Engineering². Da es den Nutzer:innen in den meisten Low-Code-Umgebungen nicht möglich ist, eine bereichsspezifische Programmiersprache zu wählen, sind die Möglichkeiten von Low-Code im Gegensatz zu Model Driven Engineering eingeschränkt [1; 6].

Fußnoten

¹ Rapid Application Development (RAD) kann als eine agile Methode zur Anwendungsprogrammierung beschrieben werden. Kern dieser Methode sind kurze Iterationszyklen, zwischen denen Feedback von Nutzer:innen eingeholt und im darauffolgenden Zyklus umgesetzt wird (für weitere Informationen siehe u.a. [7]).

² Model Driven Engineering (MDE) beschreibt einen Ansatz der Softwareentwicklung, in welchem die Programmierarbeiten auf sog. Metamodellen aufbauen, welche je nach Anforderungen des zu erstellenden Systems weiterentwickelt werden [8].

Quellen

[1]
Di Ruscio, D. et al., „Low-code development and model-driven engineering: Two sides of the same coin?“, Software and Systems Modeling 21 (2022), S. 437–446.
[2]
Kissflow, „The history of Low-Code Plattforms: How Development Changed“, Kissflow.com/Blog, November 2023. Online at https://kissflow.com/low-code/history-of-low-code-development-platforms/.
[3]
Hoeck, B., „Low Code als Ausweg“, Kommune 21 1/2023 (2023), S. 20–21.
[4]
Foundry, „Studie. Low-Code/ No-Code 2022“, Foundry, 2022.
[5]
Lethbridge, T. C., „Low-Code Is Often High-Code, So We Must Design Low-Code Platforms to Enable Proper Software Engineering“ in Leveraging Applications of Formal Methods, Verification and Validation 10th International Symposium on Leveraging Applications of Formal Methods, ISoLA 2021 Rhodes, Greece (Bernhard Steffen Tiziana Margaria, hrsg.), Cham, 2021, S. 202–212.
[6]
Frank, U.; Maier, P.; Bock, A., „Low code platforms: Promises, concepts and prospects. A comparative study of ten systems, ICB-Research Report, No. 70“, Universität Duisburg-Essen, Institut für Informatik und Wirtschaftsinformatik (ICB), 2021.
[7]
Chien, C., „What is a rapid application development (RAD)?“, codebots.com/Blog, Februar 2020. Online at https://codebots.com/app-development/what-is-rapid-application-development-rad.
[8]
Bézivin, J., „In Seachr of a basic Principle for Model Driven Engineering“, Upgrade. The European Journal for the Informatics Professional 5 (2004), no. 2, S. 21–24. Online at https://d1wqtxts1xzle7.cloudfront.net/85351868/p_23Copia_20de_20up5-2Bezivin-libre.pdf?1651508258=&response-content-disposition=inline%253B+filename%253DIn_search_of_a_basic_principle_for_model.pdf&Expires=1700220581&Signature=Rc1hajAaKzKtRI4Lr8oqhpok2GkVRpSeOPwsJnXHd9xlHyIlNzKVqAQ1fVzSqsXHZRdfrwFzsPqZd06FV4JwxSsFmfvKDu13HrITgzSYO4kcgl2c2HcrUI4Jqk-iFv0ivDpJ3sF9CvLK~U6aLRbqUW6uPoK493RcNuaNgLuIjyGVwcmOXlNndolIYYjHCotFSLCfPTrTTUTEMqLWerwjw1YxRNRJcLTpuAysHNZKEJcWESVHe9ppD30xcKN0APjfhVeHoA3HufTIwn7YHINUxpjhmb745H6SOj6jzngJHDLhju42N~DuuiUDxN~Hg4Nk6u8oADZClVZOkgK8Wpudrw__&Key-Pair-Id=APKAJLOHF5GGSLRBV4ZA.